Über das Projekt

Das Nationale Obduktionsnetzwerk (NATON) bündelt die Kompetenzen der universitären und außer-universitären Spezialist:innen in Deutschland, die sich mit Obduktionen und der Analyse von postmortalen Proben beschäftigen. Das Ziel von NATON ist es, die Obduktionsforschung in einer Vielzahl von Bereichen zu fördern und zu unterstützen und als eine Plattform für die Pandemic Preparedness zu fungieren. Obduktionen sind seit Langem ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung in der Medizin und können unser Verständnis der Pathophysiologie u.a. von Infektionskrankheiten verbessern. Besonders während der COVID-19-Pandemie wurde deutlich, welchen Mehrwert Obduktionen bieten. So konnte durch obduktionsgestützte Forschung bspw. bewiesen werden, dass pulmonale (mikro-) vaskuläre Thromboembolien, eine systemische Virusausbreitung und das komplexe Wechselspiel zwischen Viren und dem Immunsystem eine entscheidende Rolle bei schweren COVID-19-Erkrankungen und tödlichen Verläufen spielen.

NATON läuft als Teilprojekt der Forschungslinie seit Beginn der 2. Förderphase als Nachfolgeprojekt von DEFEAT PANDEMIcs. Die NATON-Infrastruktur wurde darauf im Januar 2023 (als “NATON 2.0”-Projekt) aufgebaut.

Das wichtigste im Überblick

  1. Bereitstellung einer langfristigen und hoch komplementären Infrastruktur und Services, die durch die Community vorangetrieben werden.
  2. Vernetzung der Expertise von Pathologie, Neuropathologie und Rechtsmedizin zur kollaborativen Obduktionsprobengewinnung und –aufarbeitung.
  3. Bereitstellung einer zentralen Informationsaustauschstelle für NUM sowie externe Stakeholder, inklusive des öffentlichen Gesundheitswesens

Obduktionsgestützte Forschung bietet ein enormes Potenzial, das lange Zeit größtenteils ungenutzt blieb. Nicht zuletzt die COVID-19-Pandemie zeigte einen enormen Bedarf für pathologische Daten über das neuartige Virus, der durch die Obduktionszahlen an einzelnen Zentren und fehlenden multizentrischen Ansätzen allerdings nicht gedeckt werden konnte. Darüber hinaus zeigte die COVID-19-Pandemie, wie wichtig es ist, die Forschung rund um Pandemieprävention zu stärken.  Gewonnene Erkenntnisse müssen eingesetzt werden, um auf eine eventuell auftretende „neue” Pandemie so früh wie möglich und so angemessen wie möglich reagieren zu können. Dazu ist eine effiziente interne sowie fachbereichsübergreifende Kommunikation sowie die wechselseitige Informationsvermittlung von und zum Öffentlichen Gesundheitswesen essenziell.

NATON ist in drei Arbeitspakete untergliedert:

1. Datenplattform

Kern der Datenplattform ist das NAREG (Nationales Obduktionsregister), das als zentrale Datenplattform und elektronisches Rückgrat für NATON fungiert. Die Datenplattform wird den Betrieb dieser IT-Basisfunktionalität und damit den Betrieb und die kontinuierliche Anpassung des NAREG gewährleisten. Außerdem leistet die Datenplattform den Support für die NATON-Partner und externe Forscher:innen, optimiert die Benutzerfreundlichkeit und ist für die Gewährleistung der Datensicherheit und des Datentransfers zuständig. Innerhalb der Datenplattform ist außerdem die Kuratierung, Standardisierung und Harmonisierung der Daten vorgesehen. Die Daten im NAREG werden strukturiert und semantisch annotiert. Um diese Standardisierung der obduktionsspezifischen Daten zu fördern, wird in der Datenplattform ein Kerndatensatz Pathologie erarbeitet werden.

2. Methodenplattform

Die Methodenplattform prüft die fachliche Durchführbarkeit von externen und internen Forschungsprojekten und -anfragen und fördert deren Qualität durch die Integration der organspezifischen Expertisen der beteiligten Expert:innen. Dies ist essenziell, da weiterhin sehr wenig Erfahrung mit postmortalen Proben unter den meisten Forscher:innen existiert. Außerdem werden in der Methodenplattform organspezifische Diagnostik bei komplexen Sterbefällen durchgeführt und fortlaufend diagnostische Kriterien und Methoden zur validierten Befunderstellung überprüft. Die Plattform stellt darüber hinaus die bestmögliche Qualität und Harmonisierung von Obduktionsproben sicher und erarbeitet hierzu Empfehlungen zur Verbesserung der Probenqualität und -entnahme. Eine weitere Aufgabe innerhalb der Methodenplattform ist die Förderung höherer Obduktionszahlen durch Unterstützung der lokalen Obduktionszentren und einem aktiven Capacity Building in den Fachgesellschaften. Im Bemühen, aktuelle Entwicklungen und Veränderungen an relevante Stakeholder des Öffentlichen Gesundheitswesens zeitnah melden zu können, werden die in NAREG eingehenden Daten beobachtet und Surveillance-Indikatoren genutzt.

3. NATON-Office

Das NATON Office verbindet und koordiniert NATON. Das Office ist sowohl für die interne als auch die externe Kommunikation zuständig. Dies umfasst die Koordination und den Support der NATON-Partner, das Monitoring der Projektinfrastruktur, die interne Kommunikation, das Berichtswesen und die generelle Netzwerk-Organisation. Außerdem werden die Kommunikation mit den NUM-Partnern und Stakeholdern, die Planung von Meetings sowie die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit und Community Building sichergestellt.

Alle NATON Projekte

Die NATON-Infrastruktur wurde auf das bestehende NATON Konsortium im Januar 2023 als “NATON 2.0”-Projekt aufgebaut. Ziel ist die Bereitstellung einer langfristigen und hoch komplementären Infrastruktur, die Vernetzung der Expertise von Pathologie, Neuropathologie und Rechtsmedizin sowie die Bereitstellung einer zentralen Informationsaustauschstelle für NUM sowie externe Stakeholder.

NATON (Nationales Obduktionsnetzwerk) bündelt die Kompetenzen der universitären und außer-universitären Spezialist*innen in Deutschland, die sich mit Obduktionen und der Analyse von postmortalen Proben beschäftigen. Dabei fungiert das Nationale Obduktionsregister (NAREG) – bis 2023 das DeRegCOVID (Deutsches Register für COVID-19 Obduktionen) – als elektronisches Rückgrat des Netzwerks. NATON wurde im Jahr 2022 als Nachfolger von DEFEAT PANDEMIcs etabliert und läuft als NUM Teilprojekt der Forschungslinie seit Beginn der 2. Förderphase.

DEFEAT PANDEMIcs (Deutsches Forschungsnetzwerk Autopsien bei Pandemien) entstand 2020 als Antwort auf die COVID-19-Pandemie und wurde im Jahr 2022 als NATON (Nationales Obduktionsnetzwerk) ausgebaut und fortgeführt. Das Netzwerk stellt seitdem einen weltweit einzigartigen Ansatz zur systematischen und kooperativen Nutzung von Obduktionen zum Verständnis der Pathophysiologie von neu auftretenden Erkrankungen dar. Innerhalb des DEFEAT PANDEMIcs Konsortiums wurden Erkenntnisse zur Entstehung und Verbreitung von Pandemien gesammelt, Expertisen gebündelt und ausgetauscht und somit das Management und die Bekämpfung von Pandemien verbessert.

Menschen im NUM

 Prof. Dr. Benjamin Ondruschka
„Mich haben die Abenteuer von Quincy und Sherlock Holmes seinerzeit beeindruckt.“
Prof. Dr. Benjamin Ondruschka, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
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Dr. med. Saskia von Stillfried
„Interessanterweise gibt es in der Pathologie traditionell viele metaphorische Beschreibungen, unter denen jede und jeder sich sofort etwas vorstellen kann.“
Dr. med. Saskia von Stillfried, Institut für Pathologie, Uniklinik RWTH Aachen
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Highlights

  • Erstmals bundesweite Kooperation der Fachbereiche Pathologie, Neuropathologie und Rechtsmedizin
  • Bündeln der Expertise fast aller universitärer und vieler nicht-universitärer Obduktionszentren (inklusive zweier internationaler Zentren)
  • Entwicklung und Etablierung der weltweit ersten nationalen multizentrischen COVID-19 Obduktionsstudie mit einer Sammlung von mehr als 1.800 Obduktionsdatensets und Informationen zu mehr als 21.000 postmortalen Proben
  • Publikation von mehr als 160 wissenschaftlichen Fachbeiträgen in renommierten peer-reviewed Journals
  • Etablierung von NATON als zentralem Kommunikationshub für die Öffentlichkeit, Politik und das Gesundheitswesen, mit erfolgreichem Hinwirken des Netzwerks zur Ergänzung des Infektionsschutzgesetzes (§§ 25, 60 IfSG)