MolTraX

Lokale Gesundheitsbehörden tragen zur frühen Identifikation von Infektionen, Verfolgung von Infektionsketten und Verzögerung der Virusausbreitung bei. Die Ganzgenomsequenzierung (Aufschlüsselung der SARS-CoV-2-Erbinformationen) kann wertvolle Informationen liefern und lokale Gesundheitsbehörden unterstützen.

Übergeordnetes Ziel ist eine enge Kooperation zwischen Universitätskliniken und öffentlichem Gesundheitsdienst am Beispiel der effektiven Nutzung der genomischen Erreger-Surveillance und Übertragung der entwickelten Ergebnisse in die GenSurv-Infrastruktur. Insbesondere werden folgende Ziele verfolgt:

  1. Identifikation von Anwendungsbereichen und Beprobungs-Strategien für die lokalen Gesundheitsbehörden
  2. Entwicklung von Schnittstellen zu Anwendungen und Best Practices für die Datenanalyse durch die lokalen Gesundheitsbehörden
  3. Einbeziehung der genomischen Surveillance in die Entscheidungsfindung und Kommunikation der lokalen Gesundheitsbehörden

 

Die genomische Erreger-Surveillanceist die schnelle systematische Zusammenführung und Analyse von infektionsepidemiologischen Daten (z. B. Meldedaten) mit Erregerinformationen (z. B. Virusvariante). Sie ermöglicht eine schnelle Ausbruchsdetektion und gezieltes Handeln sowie die Bestimmung von Trends in der Verbreitung der Erreger. Eine wesentliche Einschränkung einer genomischen Erreger-Surveillance in Deutschland ist eine unzureichende systematische Einbindung lokaler Gesundheitsbehörden.

Gründe für die bislang fehlende strukturierte Einbindung liegen vor allem in (i) der lückenhaften Umsetzung von Empfehlungen, wann und wie sich die lokalen Gesundheitsbehörden an der genomischen Erreger-Surveillance beteiligten sollten, (ii) dem Fehlen von Technologien und Schnittstellen zur Analyse von genetischen Daten, (iii) dem in weiten Teilen unzureichenden Wissen und Kompetenz im Umgang mit genomischen Daten sowie (iv) dem Fehlen klarer Empfehlungen für die Interpretation und Nutzung genomischer Surveillance-Daten für die nachgelagerte lokale Entscheidungsfindung im Gesundheitswesen.

MolTraX stellt Konzepte und technische Lösungen für die oben genannten Faktoren bereit, die für eine effiziente, effektive und nachhaltige Nutzung der genomischen Erreger-Surveillance essentiell sind. Dabei wird MolTraX insbesondere

  1. Empfehlungen dafür entwickeln, wann, wie und in welchem Zusammenhang lokale Gesundheitsbehörden sich an der genomischen Surveillance beteiligen sollten;
  2. Auf die Bedürfnisse des Öffentlichen Gesundheitsdienstes zugeschnittene Schnittstellen zur Verknüpfung von Anwendungen zur Analyse von genetischen Daten, klassischer Kontaktnachverfolgung und der GenSurv-Databank entwickeln;
  3. Unterstützende Materialien zum Basiswissen und Kompetenzerlangung im Umgang mit diesen Datensätzen für den Öffentlichen Gesundheitsdienst entwickeln;
  4. Empfehlungen für die Nutzung und Kommunikation der genomischen Erreger-Surveillance bei der Entscheidungsfindung durch lokale Gesundheitsbehörden ausarbeiten.

MolTraX arbeitet dabei im engen Austausch mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst. Es werden zudem ein bis zwei Anwendungsfälle zur Testung der entwickelten Empfehlungen und Strategien durchgeführt.

MolTraX wird entscheidend zur Bekämpfung der aktuellen Pandemie und perspektivisch zur „Pandemic Preparedness“ (Vorbereitung) gegen mögliche zukünftige Pandemien beitragen.

MolTraX wird eine genetische Untersuchung von Infektionshäufungen und Infektionsketten sowie die effektive Nutzung der GenSurv-Infrastruktur durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst strukturiert initiieren und dadurch zur Entwicklung von gezielteren und effektiveren Maßnahmen zur Infektionsvermeidung sowie zur Erkennung von Übertragungswegen beitragen. Damit wird ein entscheidender Beitrag zum Pandemiemanagement auf lokaler Ebene geleistet. Zudem wird das Projekt prototypisch eine effektive Ressourcenverwendung im Öffentlichen Gesundheitsdienst verfolgen. MolTraX wird die Möglichkeiten der lokalen Gesundheitsbehörden zu Nutzung von genomischer Erreger-Surveillance, z. B. im Fall von vermuteten Ausbrüchen oder Superspreading-Ereignissen, erhöhen. Dabei wird der Weg für eine effektive Nutzung von genomischen Surveillance-Daten in den Entscheidungs- und Kommunikationsprozessen der lokalen Gesundheitsbehörden geebnet. Durch die Erweiterung der GenSurv-Infrastruktur sowie durch die Integration der lokalen Gesundheitsbehörden in die GenSurv-Infrastrukturen schließt MolTraX den sogenannten „Zirkel der genomischen Surveillance“ für Deutschland und erhöht somit die Chance zur Resilienz des deutschen Gesundheitswesens gegenüber zukünftigen Pandemien.

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