Prof. Dr. med. Thomas Bahmer

Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH)

Warum engagieren Sie sich im NUM?

Bereits ganz zu Beginn der Pandemie – als Begriffe wie Long-COVID und Post-COVID noch nicht existierten – haben wir in Kiel ein Studienkonzept entwickelt, das sich auf die langfristigen Folgen einer SARS-CoV-2 Infektion fokussiert. Dieses Konzept wurde dann in NAPKON weiterentwickelt und im Rahmen der populationsbasierten Plattform (NAPKON-POP, COVIDOM-Studie) erfolgreich umgesetzt. Die Erforschung des Post-COVID-Syndroms liegt mir besonders am Herzen, da bislang weiterhin nur wenige Behandlungskonzepte vorliegen und die Betroffenen häufig viele Monate lang unter ihren Symptomen leiden. Das NUM bietet hier ein optimales Umfeld, um sich im interdisziplinären Austausch solchen komplexen Krankheitsbildern zu widmen.

Wo sehen Sie die größten Chancen, wenn alle Uniklinika gemeinsam forschen?

Die größte Chance besteht in der standortübergreifenden Interdisziplinarität. Jede Uniklinik hat andere Schwerpunkte und bringt andere Expertise mit sich. Sowohl in den medizinischen Fachbereichen als auch in Bereichen wie IT-Infrastruktur und dem Management klinischer Studien, unterscheiden sich die Voraussetzungen an den verschiedenen Kliniken teilweise stark. Hier sehe ich die Möglichkeit, sich gegenseitig auszutauschen, voneinander zu lernen und dadurch schneller wissenschaftliche Erfolge zu generieren. Dies ist auch wichtig, um international attraktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben, da in vielen klinischen Kohortenstudien, gerade in anderen Ländern, große, multizentrische Datensätze bereits zum Standard gehören.

Nennen Sie uns einen Fachbegriff aus Ihrem Job, der spannend klingt und den nur die echten Expert:innen verstehen! Was bedeutet der Begriff?

Ein Begriff, der für viele schwierig auszusprechen ist und unter der man sich vielleicht zunächst weniger vorstellen kann, ist die „Bodyplethysmographie“. Dabei handelt es sich um eine besondere Form der Lungenfunktionsmessung, bei der man nicht nur die Lungenvolumina misst, die man aktiv ein- und ausatmen kann, sondern auch das Lungenvolumen, das am Ende der Ausatmung noch in der Lunge verbleibt. Das ist wichtig für die genauere Beschreibung und Unterscheidung bestimmter Lungenerkrankungen. Für Lungenfachärzt:innen (auch: Pneumolog:innen) gehört diese Untersuchung zum Alltag. In den angrenzenden Fächern der Inneren Medizin stellt die Beurteilung und Interpretation einer bodyplethysmograpischen Untersuchung allerdings häufig eine Herausforderung dar …

Was begeistert Sie an Ihrem Beruf?

Die Pneumologie, also die Lungenheilkunde, ist aus meiner Sicht eines der abwechslungsreichsten Fächer der Inneren Medizin. Das Spektrum reicht von Atemwegserkrankungen wie Asthma und COPD bis hin zu Krebserkrankungen, von Infektionskrankheiten über Lungengefäßerkrankungen und andere seltene Lungenleiden bis hin zur Beatmungsmedizin. Die Schnittstellen in andere Fachdisziplinen sind groß und diese interdisziplinäre Zusammenarbeit hat mir immer Spaß gemacht. Vielleicht war das auch eine gute Vorbereitung für die Zusammenarbeit im NUM, welches ja vom Austausch der Fachdisziplinen lebt.