CODEX+MONITOR

Das vorrangige Ziel des CODEX+-adhoc Projektes (AP 11 von CODEX+) ist eine optimierte Pandemiesteuerung durch ein aktuelles Monitoring stationär behandelter Patienten mit SARS-CoV2-Infektionen an deutschen Universitätsklinika. Die Meldung erfolgt automatisiert anhand von Routinedaten in das NUM-Dashboard. Zusätzlich wird die Frage adressiert, ob stationäre Patient:innen mit einer SARS-CoV-2 Infektion oder wegen einer COVID-19 Erkrankung stationär behandelt werden (Hospitalisierungsrate 2.0).

 

Aus der effektiven Immunität der von einer Virusvariante betroffenen Bevölkerung im Zusammenspiel mit der individuellen Pathogenität dieser Virusvariante ergibt sich das Ausmaß der Morbidität, die sich wiederum in der Hospitalisierungsrate und dem Bedarf an stationärer und intensivmedizinischer Behandlung niederschlägt. Dabei ist das bislang primär bewertete Verhältnis von infizierten zu nicht-infizierten Patient:innen nicht ausreichend informativ, da dieses sowohl kausal (durch hohe Hospitalisierungsrate von infizierten Patient:innen) als auch nicht-kausal (durch sehr hohe Infektionsprävalenz mit natürlicher Repräsentation des Populationsgeschehens bei stationären Patient:innen) erklärt werden kann. Vor diesem Hintergrund braucht es eine Anpassung der Definition der Hospitalisierungsrate - die Hospitalisierungsrate 2.0.

Für die Pädiatrie existieren auf nationaler Ebene mehrere manuelle Surveys/Register, in die viele deutsche Kinderkliniken seit Pandemiebeginn hospitalisierte Fälle eingeben. Ein automatisiertes Monitoring fehlt bislang.

Eine frühzeitige, bereits bei stationärer Aufnahme aktiv getroffene klinische Unterscheidung zwischen Patient:innen jeden Alters, die wegen einer COVID-19-Erkrankung aufgenommen werden, und Patient:innen, die mit einer SARS-CoV-2 Infektion aus anderen Gründen stationär behandelt werden, wird eine frühzeitige Detektion kausaler Hospitalisierungen mit Zuordnung zu primär betroffenen Patient:innengruppen erlauben.

Mit dem NUM-Dashboard (https://coronadashboard.ukbonn.de) steht ein auf “privacy-by-design” basierendes Werkzeug zum standortübergreifenden, nahezu echtzeitnahen Monitoring der Versorgungssituation und Patienteneigenschaften in der deutschen Universitätsmedizin zur Verfügung. Die datenschutzrechtlich positiv votierte Datensatzbeschreibung umfasst neben diversen Merkmalsverteilungen (u.a. Altersverteilungen nach Versorgungsstrata) wesentliche, auch für das Pandemiemonitoring und die Pandemiesteuerung relevante neue Parameter, wie zum Beispiel SARS-CoV-2-Immunisierungsstatus der Patient:innen, die strukturierte Darstellung der SARS-CoV-2-Variantendiagnostik und -verteilung sowie neu die Information, ob die Behandlung wegen oder mit SARS-CoV-2 erfolgt.

Der Ausbau einer täglichen, automatisierten Datenbereitstellung vieler universitärer Standorte erlaubt ein aktuelles Reporting aller stationären Fälle aller Schweregrade mit Unterscheidung der SARS-CoV-2-bedingten Behandlungsfälle. Hierdurch kann im Gegensatz zur undifferenzierten Belegungsrate an SARS-CoV-2-infizierten Patient:innen die tatsächlich durch COVID-19-Erkrankungen hervorgerufene Zusatzbelastung für Krankenhäuser in Echtzeit quantifiziert werden. Dies kann zum einen die Belegungs- und Personalbedarfssteuerung erleichtern und sogar eine frühzeitigere klinische Einschätzung der Erkrankungsschwere bei zukünftigen Virusvarianten oder nachlassender Impfeffektivität mit entsprechender Möglichkeit zur Einleitung zielgerichteter Gegenmaßnahmen erlauben.

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