Universitätsmedizin Göttingen, Uniklinik Köln

B-FAST | Bundesweites Forschungsnetz Angewandte Surveillance und Testung

Entwicklung einer integrierten Plattform zur Test- und Surveillance-Strategie für unterschiedliche Settings, beispielsweise Gesamtbevölkerung, Schulen und Kitas, Risikobereiche und Kliniken.

Die im Netzwerk zusammengeführten Bewertungen von Testmethoden und die gemeinsame Erarbeitung und Bewertung von Surveillance-Ansätzen tragen dazu bei, nachhaltig einsetzbare, skalierbare und auf zukünftige Pandemien übertragbare Surveillance- und Teststrategien zu entwickeln.

Epidemiologische Surveillance ist die fortlaufende systematische Sammlung, Analyse, Bewertung und Verbreitung von Gesundheitsdaten zum Zweck der Planung, Durchführung und Bewertung von Maßnahmen zur Krankheitsbekämpfung (RKI). B-FAST hatte das primäre Ziel, eine nachhaltig einsetzbare, skalierbare und auf zukünftige Pandemien übertragbare Surveillance- und Teststrategie zu entwickeln und in unterschiedlichen Anwendungsbereichen (z.B. Schulen und KiTas, prekären Wohnverhältnissen, Kulturereignissen, Kliniken) zu erproben. Diese sollen als Grundlage für die Steuerung klassischer Public Health-Maßnahmen dienen. Auf der B-FAST Plattform wurden die notwendigen Test- und Surveillance-Systeme zu einem Gesamtsystem vernetzt und die relevanten Informationen und Empfehlungen allen Universitätskliniken, dem RKI und weiteren Beteiligten über das Netzwerk zur Verfügung gestellt.

Deutschland hatte die erste Welle der SARS-CoV-2 Pandemie im internationalen Vergleich relativ gut bewältigt. Zahlreiche lokale Test- und Surveillance-Konzepte wurden kurzfristig konzipiert und implementiert. Eine überregionale Koordination der Aktivitäten war nun dringend geboten, um eine gemeinsame, bestmöglich wissenschaftlich fundierte und konsentierte Strategie zur optimalen Surveillance zu erreichen.

Die Bewertung und Sicherstellung effektiver, aber auch verhältnismäßiger Interventionen hat höchste Priorität. Um die Pandemie langfristig zu kontrollieren und neue Pandemien mit möglichst geringen sozioökonomischen Folgen zu bewältigen, ist das Erreichen der folgenden Ziele durch eine optimale Test- und Surveillance-Strategie unbedingt erforderlich:

  • sehr frühe Erfassung von Neuinfektionen und Eintragsquellen
  • möglichst vollständige Erkennung und Nachverfolgung von infektiösen Personen und Kontaktpersonen
  • zeitnahe Aufdeckung und Bewertung von Infektionsketten, Identifizierung nicht erklärbarer Neuinfektionen
  • Vermeidung nosokomialer und berufsassoziierter Infektionen innerhalb der kritischen Infrastruktur

Dabei müssen Informationen nicht nur schnellstmöglich erhoben werden; ebenso kritisch ist die prompte Bereitstellung qualitätsgeprüfter Empfehlungen von Strategien für lokale, regionale und überregionale Entscheidungsträger aus dem öffentlichen Gesundheitswesen, der Gesellschaft, der Politik und anderen Bereichen.

Im ersten Schritt ging es um die Etablierung einer Zentralstruktur und die Koordination zwischen Universitätskliniken, dem RKI, anderen öffentlichen und nicht öffentlichen Partnern, um den Austausch und die Zusammenführung von strukturierten Datensätzen zu ermöglichen. Im nächsten Schritt wurden Strategien und Kriterien zur Evaluation von Test- und Surveillance-Strategien sowie hierfür entsprechende Fragestellungen und Zielsetzungen entwickelt. Der letzte Projektteil beinhaltete das Bereitstellen von Informationen sowie Vorschlägen zu möglichst evidenzbasierten Handlungsempfehlungen für Surveillance und Tests in verschiedenen Bereichen. Diese Handlungsempfehlungen wurden den Entscheidungsverantwortlichen zur Verfügung gestellt.

In B-FAST kamen Experten aus den Gebieten der Bioinformatik, Statistik, Virologie, Immunologie, Krankenhaushygiene, Infektiologie, Medizininformatik, Strömungsphysik und der Gesundheitswissenschaft zusammen, um eine optimale Surveillance-Strategie zu entwickeln und bundesweit zu etablieren. Diese neu zu etablierende, intensive Vernetzung ist nachhaltig und kann sowohl mittelfristige Kooperationen weiterführen, als auch langfristig schneller, effektiver und effizienter auf neue Herausforderungen reagieren. Dabei wurde auf den zahlreichen existierenden Lösungen innerhalb des Verbunds aufgebaut und in Zusammenarbeit mit dem RKI eine gemeinsame, vernetzte und für alle Netzwerkpartner nutzbare Plattform entwickelt. Neue Erkenntnisse, die sich im Verlauf des Vorhabens ergaben, wurden unmittelbar in den betreffenden Arbeitspaketen umgesetzt. Da die systematische Erfassung, Analyse und Interpretation standardisiert erhobener interoperabler Datensätze von grundlegender Wichtigkeit ist, um die Projektziele zu erreichen, nutzte B-FAST die Strukturen der zentralen Datenplattform sowie App-Anwendungen des Netzwerks.

Um eine breite Anwendbarkeit und Akzeptanz der B-FAST Surveillance-Plattform zu erreichen, wurden weitere Partner frühestmöglich in das Netzwerk eingebunden. Dies umfasste Mitglieder der Koordinationsgruppen anderer Verbundprojekte des Netzwerks Universitätsmedizin, weitere Universitätskliniken, kommunale Einrichtungen und Institutionen sowie andere Akteure im deutschen Gesundheitssystem.

Die in dem Verbund vorhandene wissenschaftliche Expertise und die lokalen Kompetenzen der beteiligten Einrichtungen ermöglichten die optimale Nutzung von Synergieeffekten und waren daher wichtig, um der aktuellen Pandemie entgegenzuwirken. Das B-FAST Netzwerk zielte zunächst primär auf die Eindämmung der aktuellen SARS-CoV-2-Pandemie, strebte aber darüber hinaus die langfristige und adaptierbare Etablierung einer übergreifenden Surveillance- und Teststrategie an, um auch für zukünftige Pandemien gewappnet zu sein.

B-FAST hatte als Verbundvorhaben das primäre Ziel, nachhaltig einsetzbare, skalierbare und auf zukünftige Pandemien übertragbare Überwachungs- und Teststrategien zu entwickeln und in unterschiedlichen Anwendungsbereichen zu erproben. Die notwendigen Überwachungs- und Teststrategien sollten zu einem Gesamtsystem vernetzt und die relevanten Informationen und Empfehlungen allen Universitätskliniken, dem Robert-Koch-Institut (RKI) und weiteren Beteiligten über das Netzwerk Universitätsmedizin zur Verfügung gestellt werden.

Ergebnisse aus B-FAST sind Testverfahren sowie Überwachungsmethoden und -werkzeuge, die in relevanten Anwendungsbereichen bereits getestet und weiterentwickelt wurden, z. B. das Krankenhaus-Informationstool Co-Surv SmICS zur Kontaktnachverfolgung von COVID-19 Infektionen im Krankenhaus. Das Prognosetool FORECAST, welches konzeptionell in B-FAST initiiert und mit Finanzmitteln des Landes Baden-Württemberg entwickelt wurde, erlaubt insbesondere regionale Trends zu erstellen; unter Berücksichtigung der altersspezifischen Impfraten und Infektions- und Krankenhausbelegungsprognosen. Im Bereich der Testverfahren wurde eine kindgerechte Abstrichmethode (Lolli-Methode) zur flächendeckenden Testung an Schulen evaluiert. Bei der Lolli-Testung lutscht jeder Schüler und jede Schülerin eines Klassenverbandes für 30 Sekunden an einem Abstrichtupfer. Alle Abstrichtupfer eines Klassenverbandes werden dann anschließend mittels PCR-Pool Verfahren auf SARS-CoV-2 getestet. Außerdem wurden Antigen-Schnelltests hinsichtlich ihrer Sensitivität und Spezifität bewertet, verschiedene Tests miteinander verglichen und dazu ein Positionspapier verfasst. Ein weiteres Positionspapier wurde in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGepi) zu Rahmenbedingungen für Modellprojekte zur Öffnung von Bereichen während der SARS-CoV-2 Pandemie veröffentlicht. Teilergebnisse werden kontinuierlich auf der Website http://num-bfast.uni-goettingen.de der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zur eigenverantwortlichen Risikoabschätzung für Übertragungen in Innenräumen wurde im Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Zusammenarbeit mit dem Institut für Krankenhaushygiene und Infektiologie der Universitätsmedizin Göttingen die HEADS App https://aerosol.ds.mpg.de/de/ entwickelt.

Für die NUM-Förderperiode 2022 waren die bisherigen Projekte egePan Unimed, B-FAST und CEOsys gemeinsam aufgerufen, aufbauend auf Projektergebnissen aus der ersten Förderphase mit allen Universitätskliniken des NUM-Verbundes ein übergreifendes Gesamtkonzept „Pandemic Preparedness“ zu erarbeiten. In diesen Antrag, der federführend durch Frau Prof. Scheithauer (B-FAST) und Prof. Schmitt (egePan Unimed) koordiniert wurde, konnten zentrale Komponenten aus B-FAST wie „Konzepte für eine risikobasierte und bevölkerungsrepräsentative Überwachung“, sowie „Etablierte und getestete Best-Practice-Konzepte für Krankenhausüberwachung“ passgenau in den Folgeantrag eingebracht werden. Das Projekt mit dem Titel „PREPARED“ wird voraussichtlich am 1. April 2022 starten.

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