Carolin Nürnberger
NUM Studiennetzwerk / Operative Leitung der lokalen Kontaktstelle am Standort Würzburg
Was hat Sie zum NUM geführt?
Zum NUM geführt hat mich meine Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für medizinische Datenwissenschaften des Universitätsklinikums Würzburg. Ich hatte bereits während meines Masterstudiums einen kurzen Einblick ins NUM bekommen, weswegen ich mich besonders auf die Arbeit im Netzwerk gefreut habe. Begonnen habe ich als Standortkoordination der NAPKON-SÜP Studie am Standort Würzburg sowie im Bereich der methodischen Beratung in der Epidemiology Core Unit (nun NUM-Methodenhub). Im Verlauf kamen weitere Tätigkeiten in diversen Bereichen des NUM (Standortkoordination NAPKON-POP / RAPID-REVIVE) hinzu. Wir konnten die etablierten Strukturen bereits erfolgreich für weitere Projekte im NUM nutzen. Im vergangenen Jahr durfte ich mich im NUM Studiennetzwerk in der Planung und Etablierung der Erstkontaktstelle sowie lokalen Kontaktstelle am UKW einbringen und habe die operative Leitung der lokalen Kontaktstelle am Standort Würzburg übernommen. Ich freue mich sehr auf die künftigen Entwicklungen im NUM und insbesondere im NUM Studiennetzwerk.
Was war der größte Erfolg in Ihrem NUM-Forschungsprojekt?
Mein persönlich bisher größter Erfolg ist die Publikation eines Papers, in dem wir den in der NAPKON-POP Kohorte entwickelten Post-COVID Severity Score auch für die NAPKON-SÜP Kohorte umgesetzt haben. Hierfür haben wir auf der NAPKON.Vention 2024 auch einen Posterpreis gewonnen. Aktuell sind wir dabei, ein weiteres Paper zu veröffentlichen, in dem wir uns funktionale Aspekte in Bezug auf Post-COVID in der NAPKON-SÜP und -HAP Kohorte genauer ansehen. Wir sind hierbei die ersten, die die Daten der beiden Kohorten gepoolt ausgewertet haben. Weitere Auswertungen im Bereich Post-COVID sind bereits in Planung. Des Weiteren war ich an über zehn weiteren Papern auf Basis der NUM-Daten in diversen Rollen mit beteiligt.
Was spricht dafür, gemeinsam statt im Wettbewerb untereinander zu forschen?
Wir alle wissen, wie begrenzt und umkämpft Forschungsmittel sind. Dass hier Wettbewerb entsteht, ist nicht verwunderlich. Wettbewerb führt in vielen Bereichen zu einer positiven Entwicklung und zu Innovationen, um am Markt zu bestehen. Doch gerade in der Forschung birgt Zusammenarbeit enorme Vorteile. Gemeinsames Arbeiten schafft Synergien, die in einem rein wettbewerbsorientierten Umfeld leicht verloren gehen. Zusammen verfügen wir über einen wesentlich größeren Wissensschatz. Der Austausch unterschiedlicher Perspektiven ermöglicht es uns, Studien effizienter durchzuführen, potenzielle Fallstricke frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Gemeinsam bauen wir Strukturen auf, die es erlauben, Studien schneller zu etablieren, Patientinnen und Patienten zügiger zu rekrutieren und größere, qualitativ hochwertigere Datensätze zu generieren. Besonders junge Forscherinnen und Forscher haben durch das NUM viele Möglichkeiten erhalten, sich mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und in großen Forschungsprojekten Erfahrungen zu sammeln. Deswegen sehe ich es als großen Erfolg des NUM, die deutschen Universitätskliniken und weitere Akteure des Gesundheitswesens zusammengebracht zu haben und gemeinsam die klinische und klinisch epidemiologische Forschung in Deutschland voranzubringen.
Nennen Sie uns einen Fachbegriff aus Ihrem Job, der spannend klingt und dennur die echten Expert:innen verstehen! Was bedeutet der Begriff?
Auch wenn der Begriff seit einiger Zeit im NUM verwendet wird, so ist vielen doch noch unklar, was eigentlich dahinter steckt: Primärkodierung. Die Primärkodierung von Studiendaten ist dazu da, einheitliche Begrifflichkeiten sowie Kodierungen und Gruppierungen über die verschiedenen Studien im NUM hinweg zu schaffen und damit die Vergleichbarkeit der Studien untereinander zu erhöhen. Dafür stellen wir pro Studie Dokumente zur Verfügung, in welchen wir die notwendigen Datenitems inklusive ihrer ursprünglichen Kodierung aufzeigen und darstellen, welche "neue" Kodierung oder Gruppierung wir vorsehen würden. Um den Forschenden die Arbeit zu erleichtern und auch Zeit zu sparen, haben wir ein R-Paket entwickelt, welches die Primärkodierungen automatisiert durchführt. Das kann man auch nutzen, wenn man keine bis wenig Kenntnisse in R (= ein Statistikprogramm) hat. Wir haben dafür ein kurzes Skript erstellt, welches es allen ermöglicht, die Daten einzulesen und in ein Format der Wahl zu exportieren. Begonnen haben wir im NUM-MB mit der Primärkodierung für die NAPKON Kohorten, bauen diesen Service nun aber auch für weitere Studien aus. So beinhaltet die neueste Version auch Primärkodierungen für die RAPID-REVIVE Studie und das NUM Studiennetzwerk Infektionen. Außerdem arbeiten wir im NAPCODE Projekt daran, die NAPKON Kohorten (und perspektivisch auch weitere Kohorten) zu harmonisieren und in einen gemeinsamen Post-COVID Datensatz zu überführen. Hierfür werden wir den epicodr nutzen und ggf. auch weiterentwickeln.
Was war Ihr Berufswunsch als Kind und warum?
Ich wollte schon seit früher Kindheit im medizinischen Bereich arbeiten. Früher wollte ich Ärztin werden. Ich wollte Menschen helfen, gesund zu bleiben oder wieder gesund zu werden. Auch wenn das ein absolut spannender und wichtiger Beruf ist, habe ich mich während eines freiwilligen Jahres in der Altenpflege dann aber doch für eine Laufbahn im gesundheitswissenschaftlichen Bereich entschieden. Dass ich einmal in der Forschung landen würde, hätte ich allerdings zu Beginn meines Bachelorstudiums im Fach Gesundheitsökonomie und -politik nicht gedacht. Durch ein semesterbegleitendes Forschungsprojekts im Bachelorstudium in Fulda konnte ich erste Erfahrungen im Bereich der Forschung und insbesondere der Statistik sammeln und bin hängen geblieben. Während meines Masterstudiums im Bereich Medizinprozessmanagement in Erlangen habe ich dann die Möglichkeit erhalten, am Institut für Allgemeinmedizin an Forschungsprojekten mitzuwirken. Hier habe ich intensiv ein Projekt zur Erforschung von Impfnebenwirkungen der COVID-19 Impfung begleitet. Mit meiner Anstellung am Institut für klinische Epidemiologie und Biometrie und später am Institut für medizinische Datenwissenschaften in Würzburg konnte ich weiter in der COVID-Forschung bleiben und durfte mich am NUM beteiligen. Mein grundlegendes Ziel, der Gesundheit der Menschen zu helfen, kann ich hier weiterverfolgen, wenn auch nicht auf die Weise, wie ich sie mir als Kind ausgemalt habe. Das ist aber nichts Schlechtes. Im Gegenteil. Mir macht meine Arbeit viel Spaß und sie ist mindestens ebenso wichtig.