Klinische Studien schneller und effektiver umsetzen: NUM Fachnetzwerk Infektionen startet

NUM SN Fachnetzwerk Infektionen

Pressemitteilung der Universitätsmedizin Frankfurt

Mit der ersten Patientin, die ihre Bioproben und klinischen Daten zur Verfügung gestellt hat, ist jetzt der Startschuss für die Arbeit des „Fachnetzwerks Infektionen“ gefallen. Das Fachnetzwerk unterstützt klinische und klinisch-epidemiologische Studien im Bereich der Infektionsmedizin. Es ist das erste Fachnetzwerk im Studiennetzwerk des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM).

Ziel ist es, klinische Studien schneller und effektiver umzusetzen. Dafür werden an mehreren Standorten klinische Daten und Bioproben von Patientinnen und Patienten mit Infektionskrankheiten systematisch erhoben. Die entstehende Kohorte bildet eine wertvolle Grundlage, um die medizinische Forschung in Deutschland gezielt voranzutreiben, neue Therapieansätze zu entwickeln und auf zukünftige pandemische Entwicklungen frühzeitig und fundiert reagieren zu können.

Erste Studie gestartet
Insgesamt sind 15 universitäre Standorte an einer ersten Studie des Fachnetzwerks beteiligt. Die Standorte werden bis 2030 Patientinnen und Patienten in eine Studienkohorte aufnehmen. Am Standort des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf wurde nun die erste Patientin gewonnen; sie ist an einer Infektion mit dem Dengue-Virus erkrankt. Auch die Universitätsmedizin Frankfurt hat mit der Rekrutierung von Patientinnen und Patienten begonnen.

„Der Start dieser Studie ist ein großer Erfolg für die klinische Infektionsforschung in Deutschland. Die erhobenen Daten und Proben werden entscheidend dazu beitragen, die Versorgung und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Infektionskrankheiten zu verbessern“, sagt Prof. Dr. Marylyn M. Addo, Studienleiterin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. „Der Zusammenschluss im Netzwerk Universitätsmedizin ermöglicht es uns, im internationalen Wettbewerb in der klinischen Forschung wieder ganz vorne mitspielen zu können. Das NUM Studiennetzwerk mit seinem Fachnetzwerken wird in erheblichen Maßen dazu beitragen“, ergänzt Prof. Dr. Janne VehreschildSprecher der Studie und Direktor des Instituts für Digitale Medizin und Klinische Datenwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Zusammenarbeit als Schlüssel
Die Studie basiert auf einer modularen Struktur, die verschiedene Infektionskrankheiten und ihre spezifischen Subtypen untersucht. Zu Beginn der Studie werden dabei fünf große Bereiche der Infektionsforschung in den Fokus genommen: Atemwegsinfektionen, Blutstrominfektionen, Infektionen des Magen-Darm-Trakts, Infektionen durch neue Erreger und Infektionen des Hirns und des Nervensystems. Um die notwendigen Informationen frühzeitig vorliegen zu haben, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Standorten, aber auch unter den Fachbereichen eines Standortes, besonders wichtig.

Masterstudienprotokoll als wichtiger Schritt in der Infektionsforschung
Im Fokus des Fachnetzwerks steht ein „Masterstudienprotokoll“, ein innovatives Konzept, das die Sammlung klinischer Patientendaten und Bioproben in standardisierter und qualitätsgesicherter Weise ermöglicht. Es wurde entwickelt, um eine flexible, jederzeit einsatzbereite Infrastruktur zu schaffen, die sich dynamisch an aktuelle wissenschaftliche Herausforderungen anpassen kann. Damit schafft es auch erstmalig eine wirkliche Pandemiebereitschaft: Im Ernstfall ist das Netzwerk so angelegt, dass es ohne weiteren Vorlauf sofort Bioproben und Daten zu neuen Erregern standardisiert und qualitätsgesichert gewinnen und mit der wissenschaftlichen Gemeinschaft teilen kann. Diese hochwertigen Sammlungen, die früh bei auftretenden Gesundheitskrisen zur Verfügung stehen, sind essenziell für die bestmögliche Versorgung der Betroffenen und die Information bei politischen Entscheidungen zu notwendigen Maßnahmen. Weiterhin unterstützt das Masterstudienprotokoll dabei, Änderungen der Epidemiologie schwerwiegender Infektionen, also zum Beispiel ein vermehrtes Auftreten von Lungenentzündungen bei einer neuen Grippewelle, frühzeitig zu erkennen.

Ausblick
Das NUM Studiennetzwerk setzt mit seinen Fachnetzwerken neue Maßstäbe der nationalen Zusammenarbeit in der klinischen Forschung. Die gewonnenen Bioproben und Daten stehen nach Prüfung der Anträge der wissenschaftlichen Gemeinschaft frei zur Verfügung und bieten damit eine fundierte Grundlage für weiterführende wissenschaftliche Analysen. Hierdurch können Behandlungsmaßnahmen verbessert und die Gesundheitsvorsorge gestärkt werden. In Zukunft sollen weitere Fachnetzwerke gegründet werden, in konkreter Vorbereitung sind aktuell Maßnahmen für die Intensiv- und Schlaganfallmedizin. Neben der Erhebung von eigenen Bioproben und Daten sollen auch strukturelle Leistungen die Durchführung von klinischen Studien zu neuen Behandlungsmethoden an deutschen Unikliniken vereinfachen und beschleunigen.

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