Prof. Dr. Claudia Hornberg
Projektleitung MolTraX
Sustainable Environmental Health Sciences
Medizinische Fakultät OWL
Warum engagieren Sie sich im NUM?
Die Pandemiephase hat gezeigt, wie wichtig es ist, die Universitätsmedizin in Deutschland mit ihren vielfältigen Kompetenzen aus bspw. Infektiologie, Mikrobiologie, Hygiene, Epidemiologie oder auch Versorgungsforschung zu vereinen. In der ersten Förderperiode des NUM konnten wichtige Ankerpunkte (wie z.B. Infrastrukturen zur Erregerüberwachung) gesetzt werden, an die sich viele Konzepte anschließen. Aktuelle Projekte untersuchen die Nachwirkungen der Pandemie oder befassen sich mit retrospektiven Analysen (z.B. MolTraX mit der genomisch gestützten Infektionskettenanalyse). Es ist aus meiner Sicht eine sehr erfüllende Aufgabe, sich als Universitätsstandort Bielefeld mit einer noch jungen Medizinfakultät an der zukunftsweisenden Zusammenarbeit verschiedener Standorte zu beteiligen. Nicht zuletzt ist es aber auch die Begeisterung am Austausch zwischen den Beteiligten der anderen universitätsmedizinischen Standorte, die in diesem Umfang ohne das NUM nur ansatzweise möglich gewesen wäre. Die Projekte, an denen meine Arbeitsgruppe „Sustainable Environmental Health Sciences“ und ich beteiligt bin (MolTraX, PREPARED, CollPan), haben einen aus meiner Sicht besonders wichtigen Aspekt gemeinsam: die aktive Einbindung der lokalen Gesundheitsämter, wodurch eine Beteiligung und besonderes Beachtung des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) bei NUM – Projekten entstanden ist.
Wo sehen Sie die größten Chancen, wenn alle Uniklinika gemeinsam forschen?
Die aus meiner Sicht größte Chance liegt in dem Potential von NUM, die bislang etablierten Strukturen und Leistungseinheiten (z.B. im Bereich genomischer Surveillance) durch künftige Bereitstellung von Ressourcen langfristig und nachhaltig in Deutschland zu etablieren. Eine damit verbundene dynamische Reaktionsfähigkeit der universitätsmedizinischen Forschung bietet besonders für die Herausforderungen unserer Zeit (z.B. sich gegenseitig amplifizierende Faktoren aus Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Zoonosen) eine essentielle Grundlage, um den Fortschritt der medizinischen Vorsorge und Versorgung sicherzustellen.
Nennen Sie uns einen Fachbegriff aus Ihrem Job, der spannend klingt und den nur die echten Expert:innen verstehen! Was bedeutet der Begriff?
Genomische Surveillance – beschreibt die fortlaufende Analyse der genetischen Evolution medizinisch bedeutsamer Erreger und die Überwachung der damit einhergehenden medizinisch relevanten Veränderungen. Außerdem lassen sich damit Wege der Erregerausbreitung präziser nachvollziehen. Es ist ein starkes Tool, um Hygienelücken im Versorgungssystem aufzuzeigen und in Zukunft bessere Präventionsmaßnahmen zu etablieren. Die Kombination von genetischen Daten der Erreger mit Informationen aus klassischer Kontaktverfolgung ermöglicht eine besonders detaillierte und vor allem evidenzbasierte Rekonstruktion von Infektionsketten in Ausbruchsgeschehen. Damit eröffnen sich dem ÖGD bessere Möglichkeiten, die Maßnahmen zum Infektionsschutz dynamisch und anlassbezogen zu definieren, um somit letztlich auch politischen Entscheidungsträger:innen nützliche Informationen und Empfehlungen bereitstellen zu können.
Was begeistert Sie an Ihrem Job?
Wie zuvor erwähnt, halte ich die Verknüpfung und aktive Einbindung von Vertreter:innen aus dem ÖGD für sehr wichtig – nicht zuletzt aufgrund der Vernetzungslücken zwischen dem ÖGD und der Universitätsmedizin, welche uns die Pandemie teils drastisch aufgezeigt hat. Vor diesem Hintergrund finde ich es besonders spannend, dass die aktive Einbindung des ÖGD in die Projekte einen detaillierten Einblick liefert. Weiterhin ist es immer wieder erfreulich mitzuerleben, wie sich die Potentiale einer Vernetzung zwischen NUM-Standorten und dem ÖGD Stück für Stück entfalten und am Ende einen echten Mehrwert für Wissenschaft, Versorgung und letztlich auch Patient:innen liefern.